Heute habe ich die freudige Nachricht auf den Tisch bekommen, dass sich die hessische Kulturstiftung für die Förderung meines Kantaten-Projekts als Brückenstipendium entschieden hat. An der Stelle vielen Dank an die Stiftung für die tolle Förderung.

Telemann Kantaten aus den Jahren 1714/1715

Die Ausgangsidee des Projekts stammt von einem Stück aus einer Kantate Georg Friedrich Telemanns, das ich als Instrumentalistin im April 2021 gemeinsam mit dem Neumeyer Consort für das Praxis-/Forschungsprojekt Telemann Project aufgenommen habe. Dabei ist mir wichtig, mit G. P. Telemann einen klassischen Komponisten auszuwählen, der einen deutlichen Bezug zu Frankfurt und Hessen hat und der das ausgewählte Stück auch während seiner Tätigkeit als Musikdirektor und Kapellmeister der Frankfurter Barfüßer- und der Katharinenkirche (1714/1715) komponierte.

 

Gott schweige doch nicht also

Im Mittelpunkt meines Vorhabens steht die dritte Arie aus Telemanns Kantate „Gott schweige doch nicht also“. Das ausgewählte Stück ist für mich als Fagottistin deswegen interessant, da es für drei Fagotte, Bass-Solostimme und Basso-Continuo geschrieben ist. Ich werde das Stück und weitere für ein reines Fagott-Quintett bearbeiten. Die Performance soll aufgenommen und ggf. auch mit einer 360-Grad-Kamera gefilmt werden.

 

Symbolisierung von Auseinandersetzungen und Konflikten

Im Hauptstück geht es um Schlangen, die sich gegenseitig im Streit umschließen. Symbolisiert wird der Streit innerhalb einer religiösen Gemeinschaft. Ich greife das Stück bewusst auf, da die Corona-Pandemie zu vielen Konflikten und Auseinandersetzung führt – im privaten wie ohnehin im öffentlichen Leben. Das Stück Telemanns in Bezug zu diesem Kontext zu setzen, bedeutet für mich mehr, als diesen bloß künstlerisch abzubilden. Durch die musikalische Abstraktion versuche ich die lebenspraktischen Ängste und Bedrohungen zu transzendieren bzw. transformieren und künstlerisch zu verarbeiten. Ich möchte insgesamt ein musikalisches Objekt schaffen, indem die genannten Gegebenheiten erlebbar und spürbar werden – als eine musikalische Skulptur.